Was wollten Sie schon immer über Drehmoment, Beleuchtung oder Reifen wissen? Wir starten in dieser Ausgabe mit dem WE+Bike Ratgeber und beantworten darin Ihre Leserfragen zu verschiedenen Themen rund ums Fahrrad und E-Bike.
Was bedeuten eigentlich Leistung und Drehmoment?
25 km/h, 250 Watt – das sind die Eckdaten so ziemlich jedes E-Bikes. Doch warum ist das so, und was hat es mit diesen Werten auf sich?
Rechtlich gesehen ist ein Elektrobike ein Fahrrad – aber nur, wenn der Motor einzig anschiebt, wenn man in die Pedale tritt, und oberhalb von 25 km/h (zzgl. eines gewissen Toleranzbereichs) keine Unterstützung mehr liefert.
Modelle, die ohne Treten Motorleistung liefern, gelten als Mofas; solche, die oberhalb von 25 km/h unterstützen, sind S-Pedelecs bzw. „Schnelle E-Bikes“. Sie alle sind versicherungspflichtig und müssen mit Helm gefahren werden, außerdem sind eine Mofa-Prüfbescheinigung bzw. ein Führerschein Klasse AM nötig.
Die 250 Watt eines E-Bikes sind die „Nenndauerleistung“, tatsächlich jedoch sind die Motoren viel stärker. Der Unterstützungsfaktor eines Antriebs beträgt in der Regel das Zwei- oder Dreifache der Fahrerleistung, damit auch bergauf zwischen 20 und 25 km/h schnell gefahren werden kann. Bereits der harmonische Bosch Active Line Plus liefert über mehrere Minuten bis zu 500 Watt; E-MTB-Motoren sind bis zu 750 Watt stark, was etwas mehr als einem PS entspricht.
Bergauf sowie beim Anfahren ist ein weiterer Wert relevant: das Drehmoment des Motors, angegeben in Newtonmeter (Nm), das aussagt, wie viel Kraft der Motor entwickeln kann. Ein drehmomentstarker Motor (ab 50 Nm) fühlt sich beim Losfahren deutlich kräftiger an und kann auch an steilen Anstiegen ein hohes Tempo halten. Antriebe mit geringem Drehmoment (etwa Heckmotoren mit 30-40 Nm) sind beim Ampelstart schwerfälliger; an Steilstücken kann es außerdem passieren, dass die Unterstützungsleistung stark absinkt, sodass der Fahrer eine immer größere Eigenleistung aufbringen muss.

Was sind Wattstunden und was bedeuten diese für die Reichweite?
In der Frühzeit der E-Bikes – also vor zehn, zwölf Jahren – drehten sich viele Kundengespräche um das Thema Reichweite – doch das ist heute angesichts der immer größeren Akkus kein Thema mehr. Doch was sind eigentlich diese Wattstunden, von denen viele moderne E-Bikes 750 und mehr „im Tank“ haben?
Theoretisch ganz einfach: Mit 250 Wattstunden (Wh) im Akku lässt sich eine Stunde lang 250 Watt Leistung abrufen – dann ist der Stromspeicher leer. Heute sind Akkus natürlich viel größer; 750 Wh sind fast Standard, was – einfach zu rechnen – also für drei Stunden bei 250 Watt Motorleistung reicht.
Und wie weit kommt man damit? Das lässt sich nicht so einfach sagen, denn der Energieverbrauch hängt von zahlreichen Faktoren ab. Erst einmal vom gewählten Fahrmodus, der mehr oder weniger Motorunterstützung gewährt, dann vom Streckenprofil, der Fahrgeschwindigkeit und (vor allem bergauf) dem Systemgewicht von Fahrer, Ausstattung und Rad. Liegt all das im mittleren Bereich, sind bei einem 750-Wh-Akku locker 100 km Reichweite und mehr drin.
Am E-MTB ist die Reichweite nicht nur in Sachen Fahrstrecke relevant, sondern auch bezogen auf die maximal möglichen Höhenmeter. Wer seinen Lieblings-Downhill mehrmals hintereinander fahren will, hat mit einem modernen
E-Mountainbike gute Karten: 2.000 Höhenmeter mit einer Akku-ladung sind durchaus im Bereich des Machbaren, wiederum in Abhängigkeit vom Systemgewicht.
Reifenmaß und Laufradgröße – das gilt es zu beachten
Fahrradreifen gibt es in unterschiedlichen Durchmessern und Breiten. Wer Ersatz beschaffen will, muss vor allem Ersteren kennen – auf ein 28-Zoll-Laufrad passt nur ein 28er Reifen, auf eine 20-Zoll-Felge nur ein 20er Reifen und so weiter. Allerdings sind die auf der Reifenflanke angegebenen Zoll-Bezeichnungen nicht immer eindeutig – es sind sogenannte Sammelbezeichnungen, die den ungefähren Außendurchmesser des Reifens angeben, hinter denen sich aber mehrere Größen für unterschiedliche dimensionierte Felgen verbergen können. Eindeutig sind einzig die Millimeterangaben, die neben den Zoll-Maßen auf dem Reifen zu lesen sind.

Als Beispiel nehmen wir die Angabe 55-622 auf einem modernen Tourenreifen. 622 mm beträgt der Innendurchmesser des auf die Felge montierten Reifens – diese Zahl findet sich auch auf entsprechenden Felgen und sagt eindeutig aus, welche Reifengröße mit welchem Felgendurchmesser kompatibel ist. Allerdings ist auch die jeweilige Breite von Reifen und Felge relevant: So dürfte es schwierig werden, den 55 mm breiten Tourenreifen auf eine Rennradfelge mit 15 mm Innenbreite zu montieren.
Die Zollangabe für 55-622 lautet „28 x 2.15“ – 2,15 Zoll entspricht knapp 55 mm (1 Zoll = 25,4 mm). Aber Vorsicht: Die „28“ bedeutet bei diesem Reifen etwas anderes als bei einem Pneu der Größe 28 x 1 1/2. Dessen Millimeterangabe lautet nämlich 40-635, womit er auf die etwas größeren Felgen klassischer Hollandräder abgestimmt ist. Auch hinter 26 Zoll stehen mehrere Felgengrößen unter anderem 559 (MTB), 590 (Trekking) und 571 mm (Triathlon).
Die Millimeterangabe 584 steht für einen modernen 27,5-Zoll-Reifen, wie er ebenfalls an vielen Mountainbikes und auch E-SUVs verbreitet ist. Die Idee dahinter: Bei in etwa gleichbleibendem Außendurchmesser des Reifens (sodass das Handling unverändert bleibt) erlaubt die kleinere Felge ein größeres Reifenvolumen, was in Sachen Stoßdämpfung vorteilhaft ist. Wo vom 29er oder „Twentyniner“ gesprochen wird, ist ein besonders breiter und hoher 622er Reifen gemeint – ein eigenes Felgenmaß ist 29 Zoll also nicht.
Der richtige Luftdruck: zwischen platt und prall
Viele Radfahrende versäumen es, regelmäßig den Luftdruck ihrer Reifen zu kontrollieren. Verständlich, denn ebenso schleichend, wie die Luft entweicht, verschlechtern sich die Fahreigenschaften. Meist merkt man erst, dass sich das Bike unangenehm schwammig anfühlt, wenn der Druck schon deutlich zu niedrig ist. Wer jetzt weiterfährt, schädigt die Reifen, welche bei zu geringem Druck schneller verschleißen. Zu wenig Druck erhöht außerdem den Rollwiderstand.
Angegeben werden in der Regel maximaler und minimaler Luftdruck in bar und psi. Auch zu viel Druck kann den Reifen schädigen und in Extremfällen von der Felge sprengen, außerdem fühlen sich Reifen schon beim angegebenen Maximaldruck sehr hart an und der Reifengrip lässt nach.
Am besten wählt man einen Wert zwischen den zwei Extremen und tastet sich von dort aus an den individuellen Wohlfühl-Bereich heran. Dieser hängt unter anderem vom Fahrergewicht ab sowie vom Komfortempfinden und den Einsatzbedingungen. So ist auf schlechten Wegstrecken sowie bei Nässe und Glätte ein etwas geringerer Reifendruck angeraten.
Tubelessreifen: Pannenschutz und leichter Lauf
Manche Reifen sind mit Angaben wie „TL“, „TLE“ oder „TLC“ versehen. Das bedeutet, dass der Reifen tubeless gefahren werden kann – also ohne Schlauch wie am Auto oder am Motorrad. Vorteile sind höherer Pannenschutz und geringerer Rollwiderstand, und zwar auch bei reduziertem Luftdruck – mit Tubeless-Bereifung kann man also auch etwas komfortabler fahren. Die Umrüstung ist nicht allzu schwierig, aber nur dann möglich, wenn auch eine Tubeless-Felge mit spezieller Innenform montiert ist. Damit die Reifen dauerhaft die Luft halten, muss außerdem Dichtmilch eingefüllt werden.
Bei Alltags-Bikes spielen Schlauchlosreifen keine Rolle, zumal Reifendefekte hier inzwischen recht selten auftreten. Im Sport ist die Technik jedoch auf dem Vormarsch – gerade an MTB und Gravelbike sind die Vorteile enorm.
Mullet-build: VoKuHiLa fürs MTB
E-MTB-Interessierte stoßen beim Durchlesen von Laufrad-angaben gelegentlich auf den Begriff Mullet. Ein anderer und vielleicht besser erklärender Name dafür ist „Mixed-Wheels“, was bedeutet, dass an einem MTB zwei verschiedene Laufradgrößen kombiniert werden: ein 27,5 Zoll großes Hinterrad, auf das ein großvolumiger Reifen montiert wird, mit einem 29-Zoll-Vorderrad mit einem etwas schlankeren, nicht ganz so voluminösen Reifen. Der Vorteil dieser Kombination ist so simpel wie clever: Der dicke Hinterreifen sorgt für ein Maximum an Grip, Komfort und Bremskraft, wobei der kleinere Felgendurchmesser eine handliche Lenkung sicherstellt. Das größere Vorderrad steht für dynamisches Überrollverhalten und feinfühlige Steuerung. Standard-Schläuche als Ersatz für die Tour passen übrigens auf beide Reifengrößen.
Was zeichnet ein echtes Racing-MTB aus?

Diese Frage beantwortet für uns ein Experte, der es wissen muss: Karl Platt, über 25 Jahre als erfolgreicher Mountainbike-Profi aktiv und bei der Entwicklung der Race-Bikes bei BULLS mehr denn je mit eingebunden. Dort hat er maßgeblich die Entwicklung von Highend-Modellen wie Wild Edge oder Black Adder vorangetrieben. Die Antwort auf unsere Frage fällt allerdings weit differenzierter aus, als wir es vermutet hätten. Denn es kommt darauf an, welche Rennen man fahren will und wie schnell. Die Frage nach Hardtail oder Fully lässt sich noch relativ einfach beantworten. Wer auf Rennstrecken in ruppigem Terrain und auf anspruchsvollen Trails unterwegs ist, der sollte ein vollgefedertes Mountainbike wählen. Wer dagegen eher Kurse mit leichtem Gelände und vielen Höhenmetern fährt, kann zu einem leichteren Hardtail greifen. Soll auf beiden Terrains gefahren werden, dann gewinnt den Kompromiss ein Race-Fully wie das BULLS Wild Edge Team Bike – eines der schnellsten Mountainbikes seiner Klasse und für Karl Platt die perfekte Rennmaschine: Es ist leicht, verfügt über eine sportliche Sitzposition und durch die Vollfederung sind immer genug Reserven vorhanden.

„Natürlich muss es nicht immer das Topmodell sein“, gibt Karl Platt zu. Wer sich zum Einstieg an ein Rennen wagen möchte oder nur wenige Mountainbike-Marathons fährt, kann dies beispielsweise auch mit einem Aluminium-Modell der Modellserie Copperhead tun – ein Bike, dass ebenfalls Race-Gene in seinem Rahmen trägt, aber um einiges günstiger ist als die superleichten „Black Adder“-Carbonmodelle. Sollten Sie allerdings ein Spitzenresultat einfahren wollen, werden Sie um ein leichtes Bike nicht herumkommen. Auf was es beim Race-Mountainbike noch ankommt, zeigen wir am Beispiel des BULLS Wild Edge, wie es vom Team gefahren wird:
- Lenker und Sitzposition: Die Lenkerposition ist am Racebike tiefer als der Sattel und Sie sitzen gestreckter als auf klassischen Touren-MTBs. Dies verbessert die Kraftübertragung.
- Gabel und Dämpfer: Mit 100 mm Federweg ist das gut abgestimmte Team-Fully von BULLS auch für ruppige Trails ausreichend ausgestattet. Sei es, um im Anstieg die Power auf den Boden zu bringen oder Abfahrten mit höherem Speed und Komfort als auf einem Hardtail fahren zu können.
- Schaltung: Mit einer 12-fach-Übersetzung mit 32 Zähnen am Kettenblatt und 10-51 Zähnen an der Kassette können Steigungen wie Abfahrten mit optimaler Trittfrequenz gefahren werden.
- Flaschenhalter und Satteltasche: Letztere ist hier zwar nicht zu sehen, jedoch überlebenswichtig für jeden, der Rennen fahren will. Die „Wild Edge“-Modelle wurden so konstruiert, dass zwei große Trinkflaschen mitgeführt werden können. In die Satteltasche gehören Mini-Tool, Ersatzschlauch und Reifenheber; in die Trikotasche kommt Energie in Form von Gels und Riegeln.
Lohnt sich eine Fahrradversicherung für mich?
Auf jeden Fall – insbesondere bei E-Bikes, deren durchschnittlicher Kaufwert mittlerweile bei über 3.000 Euro liegt, ist eine Fahrradversicherung sehr sinnvoll. Das hat gleich mehrere Gründe: Zum einen enthalten E-Bikes komplexe und teure Bauteile wie Motor, Getriebe und Akku. Bei diesen Rädern kann man eben nicht einfach mit einem Schraubenzieher die Kette wieder aus Kettenrad legen, sondern die Reparaturen sind deutlich aufwendiger.

Zum anderen sind Fahrraddiebstähle, insbesondere E-Bike-Diebstähle, keine Seltenheit. Allein in Deutschland werden im Durchschnitt 32 Fahrräder pro Stunde gestohlen – und das sind nur die der Polizei gemeldeten Diebstähle, die Dunkelziffer liegt deutlich höher. Eine Fahrradversicherung kann helfen im Ernstfall den finanziellen Schaden abzufedern – ein beruhigendes Gefühl.
Viele Fahrradbesitzer nehmen an, dass ihr Rad bereits durch die eigene Hausratversicherung abgedeckt ist. Doch das ist ein häufiger Irrtum! In der Regel gilt der Schutz dieser Hausrat-versicherung nur innerhalb der eigenen Wohnung bzw. des Hauses. Diebstähle außerhalb, Unfälle, Stürze und Verschleißschäden werden von ihr nicht abgedeckt.
Fahrradbeleuchtung: Was bedeuten Lux und Lumen?
Von den Fortschritten der Lichttechnik in den letzten 20 Jahren haben auch Radfahrende enorm profitiert: Was um die Jahrtausendwende als heller Frontstrahler galt, ist heute eine matte Funzel, und wo einst voluminöse Akkus mitgeführt werden mussten, sorgt nun eine kompakte Batterie für stundenlangen Strom.

Um die Leuchtkraft ihrer Scheinwerfer zu beschreiben, geben die Hersteller von Fahrradlampen in der Regel einen Wert in den Einheiten Lux oder Lumen an. Einfach erklärt, bezeichnet Lumen den Lichtstrom einer Lichtquelle, wohingegen die Maßeinheit Lux die Beleuchtungsstärke im Verhältnis zur beleuchteten Fläche angibt. Die Formel dazu lautet: 1 Lux entspricht 1 Lumen pro Quadratmeter. Umgangssprachlich gesagt: Lumen ist, was rauskommt, Lux, was ankommt – wobei keiner der zwei Werte genaueres darüber aussagt, wie das Licht auf der Fahrbahn verteilt ist.
Wie hell sollte ein Fahrradscheinwerfer sein? Aktuelle Fahrradleuchten leisten dank moderner LED-Technik durch die Bank deutlich mehr als vom Gesetzgeber gefordert. So stattet der Radhersteller PEGASUS schon einfache Tourenbikes mit einem 30-Lux-Strahler aus, und Akku-Frontleuchten von MonkeyLink haben zwischen 50 Lux und 150 Lux. Wer auf beleuchteten Wegen unterwegs ist und dort vor allem auf sich aufmerksam machen will, dem reichen 30 bis 60 Lux aus. Radfahrer, die durch die Nacht fahren, sollten zu einer Beleuchtung ab 80 Lux greifen, wer viel im dunklen Wald unterwegs ist, dem seien 120 bis 150 Lux empfohlen.
Um bei Dunkelheit eine gute Sicht zu gewährleisten, sollten Sie den Lichtkegel etwa drei bis acht Meter vor Ihrem Vorderrad platzieren. Wichtig: Der Scheinwerfer muss so eingestellt sein, dass entgegenkommende Verkehrsteilnehmer nicht geblendet werden.
Tim lebt den Radsport. Fast 20 Jahre als MTB-Profi unterwegs, zählte er zur Weltelite im Marathon Bereich, Entwickelte mit BULLS Gravelbikes, forciert für den BDR Indoorcycling und testet E-Bikes. Der ehemalige Deutsche Meister bringt seit Jahren seine Erfahrung aufs Papier, seit 2019 auch als Chefredakteur von WE+Bike.