Der Zweiradfachhandel hat sich in seiner Größe und Struktur verändert. Dennoch sind die meist familiengeführten Unternehmen ihrer Leidenschaft treu geblieben. Davon profitiert nicht nur die Kundschaft, sondern auch die Mitarbeiter, wie unsere fünf Interviews aus fünf Bereichen zeigen.

Geschäftsführer
Marc Denfeld, Bad Homburg, 34 Jahre
Mitgeschäftsführer des Familienunternehmens Fahrrad Denfeld Radsport GmbH mit aktuell über 100 Mitarbeitenden. Bereits vor seinem Studium der Business Administration hat Marc Denfeld im Unternehmen mitgewirkt, sodass er bereits 20 Jahre Erfahrung in der Fahrradbranche gesammelt hat.
Warum arbeitest du im FahrradFachhandel?
Ich bin in die Branche und unser Familienunternehmen, das ich mit meinem Vater und Onkel gemeinsam führe, hineingewachsen. Seit 2003 sind wir Mitglied der ZEG. Dadurch profitieren unsere Kunden von vielen Vorteilen wie unserer großen Auswahl zu attraktiven Konditionen, unserer Qualitätswerkstatt und der Beratungsqualität.
Was sind die schönen Seiten deines Berufes, wo liegen die Herausforderungen?
Der Fahrradmarkt ist ein besonderer, wie wir alle wissen. Ich mag die täglichen Herausforderungen, mit denen man gerade in der Geschäftsführung zu tun hat. Ein Markt, der nie schläft, stetig kommen technische Neuerungen. Langeweile kommt im Fahrradhandel gewiss nicht auf. Geht es etwa ums Bestellwesen, braucht es ein gewisses Fingerspitzengefühl und Gespür für den Markt und die Bedürfnisse der Kunden. Dem Kunden ist in der Regel nicht bewusst, dass wir teils zwei bis drei Jahre im Voraus über eine Order entscheiden müssen.
Was verbindet dich persönlich mit dem Fahrrad?
Klar bin ich durch die Familie hier mit hineingewachsen und habe in meiner Kindheit schon viel Zeit im damaligen Laden verbracht. Als Jugendlicher war ich selbst sehr aktiv im MTB- und Rennradsport. Heute fehlt mir hierfür die Zeit. Aber ich genieße „Schönwettertouren“ mit meiner Tochter im Anhänger. Was den Radsport angeht, bin ich selbst auch immer wieder gerne bei lokalen Rennveranstaltungen vor Ort. Ich mag zum einen diese besondere Atmosphäre und genieße es, mit Besuchern ins Gespräch zu kommen.
Hast du einen GeheimTipp, den du den Kunden geben kannst?
Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein Neurad zuzulegen, sollte möglichst noch vor dem großen Ansturm im Frühling in den noch gut gefüllten stationären Handel gehen. Ich glaube, man kann nicht oft genug sagen, dass die Preise weiter steigen werden und die Lieferketten weiterhin sehr angespannt sind. Und wer lange Spaß an seiner neuen Errungenschaft haben möchte, sollte einen regelmäßigen Check nicht vernachlässigen. So werden Kleinigkeiten oft schnell behoben, bevor es zu einer großen Reparatur kommt. Hierfür ist die Wintersaison sehr empfehlenswert, da man in dieser besser auf sein Rad verzichten kann, und die Werkstätten nicht so überlaufen sind wie in der Hauptsaison.
Hast du einen Tipp für Menschen, die überlegen, im ZweiradFachhandel zu arbeiten?
Ein Praktikum im Fachhandel ist immer ein guter Einstieg. So lernt man die tägliche Arbeit etwas näher kennen, die einen erwartet. Und auch hier ist es sicher von Vorteil, bei einem großen Fachhändler hineinzuschnuppern. Bei uns dürfen Praktikanten die unterschiedlichsten Abteilungen kennenlernen – vom Verkauf über Telefonservice, Wareneingang, Lagerhaltung und Werkstatt bis hin zum Marketing. Als großer Fachhändler bieten wir schließlich nicht nur FahrradmechanikerInnen oder dem klassichen Verkaufstalent einen Arbeitsplatz.
Link: denfeld.de

Mitarbeiter im Verkauf
Maximilian Domke, 24 Jahre
Mitarbeiter im Verkauf von Zweirädern und Ersatzteilen bei Intersport Klöpping in Lutherstadt/ Wittenberg. Nach der dreijährigen Ausbildung zum Industriekaufmann startete er 2017 seine Karriere in der Welt des Fahrrades.
Warum arbeitest du im Fahrradfachhandel?
Ich arbeite im Fahrradfachhandel, da ich gern im direkten Kontakt mit Kunden stehe und selbst sehr am Thema Fahrrad interessiert bin. Mir macht es Spaß, zusammen mit dem Kunden, zu einem gemeinsamen Ziel zu kommen. Gemeint ist damit die korrekte und fachmännische Beratung, um das bestmögliche und richtige Zweirad an den Mann und die Frau zu bringen.
Dadurch, dass Intersport Klöpping ein ZEG-Händler ist, stehen mir als Verkäufer mit den unterschiedlichen Fahrradmarken und -typen, die sich im vielfältigen Sortiment befinden, viele Möglichkeiten zur Verfügung. Somit kann ich für jeden das richtige Fahrrad bereitstellen.
Was sind die schönen Seiten deines Berufes, wo liegen die Herausforderungen?
Schön ist es, immer wieder einen fröhlichen Kunden mit einem neuen Bike unterm Hintern aus dem Laden gehen zu sehen. Darüber hinaus freut es mich auch jedes Mal, wenn ich einem privaten Schrauber das richtige Ersatzteil raussuchen kann, damit dieser sein Zweirad wieder flott bekommt oder aufwerten kann. Dabei bringt jeder Tag neue Herausforderungen, weil man nie weiß, was für eine Persönlichkeit dir am nächsten Tag gegenübersteht. Das geht vom Familienvater, der einen täglichen Begleiter sucht, bis hin zum Rennrad-Geek, der ein Sportgerät im Wert von mehreren Tausend Euro haben möchte. Dadurch, dass sich die Fahrradbranche dauerhaft weiterentwickelt, muss man sich in jedem Bereich selbst weiterbilden und das nötige Interesse mitbringen. Darüber hinaus bietet uns unser Arbeitgeber diverse Schulungen an, damit wir besser über die einzelnen Hersteller und Zubehörteile Bescheid wissen.
Samstags zu arbeiten macht mir selbst nichts aus. Es gehört zum Einzelhandel dazu, dies sollte auch jedem bewusst sein, der sich hierfür entscheidet. Saisonbedingt ist im Frühjahr mehr los als in der kalten Jahreszeit und somit auch der Laden voll. Das macht mir besonders viel Spaß, da ich dann potenziell ein Beratungsgespräch nach dem anderen haben kann.
Was verbindet dich persönlich mit dem Fahrrad?
Im Kindesalter habe ich mich schon immer viel mit Fahrradfahren und dem Basteln am eigenen Zweirad beschäftigt. Dadurch konnte ich erste Handgriffe selbst tätigen und kam dem Biken näher. Bevor ich bei Intersport Klöpping angefangen habe, habe ich mich mit dem Thema E-Bike tatsächlich gar nicht beschäftigt. Mittlerweile bin ich sogar selbst Besitzer eines E-MTBs und mich fasziniert immer wieder, welche Möglichkeiten so ein E-Bike dem Fahrer bietet. Zudem bin ich mit dem vollgefederten Mountainbike gern auch mal in bergigeren Regionen unterwegs.
Hast du einen GeheimTipp, den du den Kunden geben kannst?
Mein Geheimtipp ist: Pflege dein Fahrrad und lass es immer ordentlich warten, damit du lange etwas von ihm hast. Tust du dies nicht, wird dich dein Fahrrad früher oder später wohl verlassen und wir sehen uns wieder. Das bedeutet, dass du dein Fahrrad auch mal vom Dreck, der sich angestaut hat, befreien solltest und Bauteile wie die Kette neu einölst. Dabei ist weniger Öl oft besser als mehr.
Wichtig ist zudem, die richtige Position auf deinem Rad eingestellt zu haben, damit du mit deinem Rad maximalen Fahrspaß haben kannst. Damit sind die richtige Einstellung der Höhe des Sattels in Bezug auf die Streckung der Beine und die Wahl der richtigen Rahmengröße gemeint. Es spielen allerdings mehrere Faktoren mit rein, etwa die richtige Wahl des Sattels oder der Griffe.
Keine Angst – das machen wir mit dir zusammen, wenn du dich für ein Bike in einem Geschäft entscheidest.
Hast du einen Tipp für Menschen, die überlegen, im Zweiradfachhandel zu arbeiten?
Ganz wichtig, wenn du dich für dieses Thema interessierst: Mache ein Praktikum bei dem nächstgrößeren Händler bei dir um die Ecke. Dort lernst du nämlich nicht nur den Verkauf kennen, sondern auch, was dazugehört. Nämlich das Vorbereiten der Fahrräder für den Verkaufsraum und das richtige Positionieren für die bestmögliche Darstellung eines Fahrrades. Darüber hinaus den gesamten Ladenbau und was noch alles dazugehört. Hör in Verkaufsgespräche mit rein und versuch dich in die Lage des Kunden zu versetzen, der das richtige Fahrrad für sein Vorhaben sucht.
Der Job verlangt einem viel ab, gerade weil die Branche so weitläufig ist mit den verschiedenen Arten der Räder und den zahllosen Bauteilen. Wenn das alles einmal grundlegend sitzt, kannst du dich nach und nach weiterbilden und Profi werden in dem, was du tust.
Link: kloepping-sports.de

Zweiradmechatroniker
Roman Handke, 25 Jahre,
arbeitet beim Radstudio Söndgerath in Niederkassel-Ranzel. Der gelernte Zweiradmechatroniker ist dort als Werkstattleiter angestellt. Seine Ausbildung machte er nach dem Realschulabschluss; mittlerweile arbeitet er seit neun Jahren in der Fahrradbranche.
(Dritter von rechts)
Warum arbeitest du im Fahrradfachhandel?
Die Ausbildung nach dem Schulabschluss hat mich zum Fahrradfachhandel gebracht, und da blieb nur der bekannte Laden im Dorf, bei dem ich auch letztlich meine Ausbildung gemacht habe. Ich selbst bin absolut Zweirad-begeistert – ob unmotorisiert oder elektrisch angetrieben, Hauptsache Zweiräder.
Was sind die schönen Seiten deines Berufes, wo liegen die Herausforderungen?
Das Schöne an meinem Beruf ist die tägliche Abwechslung, immer wieder neue Herausforderungen, die es zu meistern gibt. Ganz besonders ist das für mich das Arbeiten im Team in der Werkstatt. In der Fahrradbranche ist es tatsächlich so, dass man immer wieder mit neuen Themen und Problemen konfrontiert wird, die man bewältigen muss, sodass gar keine Zeit für den Alltagstrott bleibt.
Was verbindet dich persönlich mit dem Fahrrad?
Mein Hobby ist, was mich mit dem Fahrrad verbindet. Ich fahre leidenschaftlich gerne Mountainbike, egal ob mit dem E-MTB oder mit dem „normalen“ Enduro-Bike.
Hast du einen GeheimTipp, den du den Kunden geben kannst?
Ich empfehle jedem Kunden eine gesunde Pflege seines Fahrrades, denn so wird er immer etwas länger Freude an dem Rad haben. Und als Vielnutzer sollte man seinem Rad ein- bis zweimal im Jahr einen Service gönnen, um Schäden frühzeitig zu erkennen und den Verschleiß zu minimieren.
Hast du einen Tipp für Menschen, die überlegen, im Zweiradfachhandel zu arbeiten?
Grundsätzlich würde ich immer mit einem Praktikum starten, um so ein genaueres Bild des Berufes zu erlangen. Die Arbeit macht viel Spaß, gerade wegen der Abwechslung, weil nicht jedes Fahrrad gleich ist und auch nicht jedes Rad dieselben Probleme hat. Man braucht dennoch etwas Geduld bei der Einarbeitung und beim Erlernen des Berufs, da er sehr umfangreich und interessant ist.
Link: radstudio-soendgerath.de

Mitarbeiterin Marketing
Megan Pöschel, 32 Jahre,
arbeitet seit 2014 bei der RADWELT Coesfeld im Münsterland. Megan Pöschel hat in den Niederlanden Communication Studies studiert, und mit dem Schwerpunkt Online Marketing abgeschlossen. Erste Praxiserfahrungen konnte Sie in ihrem Nebenjob in einer Marketing-Agentur in Münster und im darauffolgenden Praxissemester bei einem großen Buchhandels- und
Serviceunternehmen sammeln.
Warum arbeitest du im Fahrradfachhandel?
Mit meinem Umzug nach Münster vor zehn Jahren ist auch die Liebe zum Radfahren entstanden. Seit Tag eins habe ich alle Wege auf dem Rad zurückgelegt und es geschätzt, immer schnell und flexibel unterwegs zu sein.
Als ich dann 2014 auf eine Stellenanzeige der RADWELT Coesfeld stieß, in der ein Mitarbeiter zum Aufbau des Online-Marketings gesucht wurde, war mein Interesse direkt groß.
Kurze Entscheidungswege, flache Hierarchien, emotionale Produkte und die Möglichkeit, mich im Marketing eigenverantwortlich auszutoben – das passte perfekt zu meinen Vorstellungen. Damit begann eine schöne Erfolgsgeschichte. Der Onlineshop wuchs von Jahr zu Jahr, und aus ursprünglich drei Online-MitarbeiterInnen sind bis heute 16 geworden.
Was sind die schönen Seiten deines Berufes, wo liegen die Herausforderungen?
Wenn es um die Anschaffung eines Fahrrades geht, würden die meisten Menschen wohl immer noch sagen: „Das kaufe ich vor Ort im Geschäft“, da es sich um ein sehr beratungsintensives Produkt handelt und weil vor allem auch die Probefahrt eine große Rolle spielt. Die größte Herausforderung im E-Commerce ist daher, unseren Kunden online eine genauso umfassende und persönliche Beratung zu bieten wie in unserem stationären Geschäft. Das funktioniert nur, weil wir abteilungsübergreifend eng zusammenarbeiten und online die Erkenntnisse des stationären Handels einfließen lassen. Das ist gleichzeitig auch eine der schönsten Seiten meines Berufes: Ob online oder stationär, alle verfolgen ein Ziel und arbeiten als großes Team zusammen.
Darüber hinaus ist die RADWELT Coesfeld zwar einerseits ein Familienunternehmen mit Tradition, andererseits aber auch einer der größten Fahr-
radbetriebe Deutschlands, voller Innovationsfreude und Neugierde. Das ist
insbesondere im E-Commerce ein wichtiger Erfolgsfaktor. Es ist immer spannend und man muss am Ball bleiben.
Was verbindet dich persönlich mit dem Fahrrad?
Schon als Kind habe ich meinen Schulweg oft und gerne mit dem Rad zurückgelegt. Man muss aber dazu sagen, dass ich in Hagen aufgewachsen bin, wo wenig Radwege vorhanden sind oder teilweise mitten auf der Straße enden. Deshalb habe ich Radfahren erst so richtig lieben gelernt, als ich während meines Studiums nach Münster gezogen bin. Ganz Münsterland-typisch habe ich dort alle Wege auf dem Rad zurückgelegt.
Aus meinem klapprigen Bahnhofsrad wurde mit meinem Jobwechsel zur RADWELT Coesfeld ein hochwertiges Trekkingrad und schließlich ein E-Bike.
Hast du einen Geheim-Tipp, den du den Kunden geben kannst?
Du bist nicht faul oder alt, wenn du auf ein E-Bike umsteigst. Mit dem E-Bike siehst du einfach mehr von der Welt! Ich selbst fahre seit einem Jahr E-Bike und bin nun noch viel mehr auf zwei Rädern unterwegs als vorher.
An Tagen, an denen ich früher lange überlegt hätte, ob eine Strecke von 15 Kilometern pro Weg auf dem Rad nicht vielleicht doch zu lang und spätestens auf dem Rückweg zu anstrengend ist, fahre ich jetzt einfach los und freue mich, dass ich abseits vom Stadtverkehr Schleichwege erkunden kann, keinen Parkplatz suchen muss und an der frischen Luft unterwegs bin.
Hast du einen Tipp für Menschen, die überlegen, im Zweiradfachhandel zu arbeiten?
Fahrräder und E-Bikes sind absolut zukunftsorientierte Produkte –
schon deshalb ist die Fahrradbranche eine gute Wahl. Ein Job im E-Commerce des Zweiradfachhandels ist spannend, abwechslungsreich und ermöglicht es dir, Produkte zu bewerben, die Menschen auf den unterschiedlichsten Wegen Freude bereiten. Mein Tipp Nummer eins ist ansonsten natürlich, ins RADWELT-Team zu kommen – hier macht die Arbeit besonders viel Spaß!
Link: www.radwelt-shop.de
Tim lebt den Radsport. Fast 20 Jahre als MTB-Profi unterwegs, zählte er zur Weltelite im Marathon Bereich, Entwickelte mit BULLS Gravelbikes, forciert für den BDR Indoorcycling und testet E-Bikes. Der ehemalige Deutsche Meister bringt seit Jahren seine Erfahrung aufs Papier, seit 2019 auch als Chefredakteur von WE+Bike.