Trail Gravelbikes: Fahrspaß mit Federgabel
Das Mountainbike hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert: Die Federwege sind länger geworden, die Technik komplizierter – und die meisten MTBs sind heute mit einem Motor ausgestattet. Was also macht man, wenn man den agilen Fahrspaß schätzt, den einst leichte Hardtails mit kurzer Federgabel boten? Eine Möglichkeit ist, sich aufs Gravelbike zu setzen – und in der Tat wird in der Szene oft diskutiert, ob Graveller nicht eigentlich Oldschool-Hardtails mit Rennlenker sind.
Das trifft natürlich nur auf bestimmte Exemplare zu, die unter der Bezeichnung „Trail Gravel“ laufen. Damit sind für gewöhnlich Exemplare mit Federgabel gemeint, die eine etwas aufrechtere Sitzposition bieten und mit besonders breiten Reifen gefahren werden können. Das Gegenmodell ist übrigens der „Gravel Racer“, der sich in Bezug auf die Sitzgeometrie stärker am Rennrad orientiert.
Über richtig viel Federweg verfügen Gravelbikes natürlich nicht – üblich sind 30 bis 40 mm, mit denen versierte Fahrer jedoch schon ziemlich viel anfangen können. Eine aktive Fahrweise und breite Reifen vorausgesetzt, können damit auch anspruchsvolle Trails gefahren werden; eher Touren-orientierte Radfahrer schätzen derweil die angenehme Stoß- und Vibrationsdämpfung der Gabel auf Naturwegen.
Und noch etwas zeichnet das typische Trail-Gravelbike aus: Die meisten Modelle können dank umfangreicher Anbaumöglichkeiten für Zubehör auch als Reise- oder Alltagsrad genutzt werden. Rennmäßig orientierte Gravelbikes sind derweil oft nicht mal auf die Montage von Schutzblechen ausgerichtet, und die gestreckte Sitzposition ist auch nicht jedermanns Sache auf längeren Strecken.
Trotz der aufwendigeren Ausstattung mit Federgabel muss ein Trail-Gravelbike nicht teuer sein: Bei BULLS gibt es den Trail Grinder bereits für 1.999 Euro, dabei ist das solide Alu-Modell sogar mit einer Shimano GTX 12-Gang ausgestattet. Nach oben sind den Preisen jedoch wie üblich keine Grenzen gesetzt…
BULLS Trail Machete
Mit einer Machete kommt man überall durch – vor allem, wenn sie so ausgestattet ist wie die BULLS Trail Machete 2025. Das schön lackierte Carbon-Bike bietet mit der RockShox-Federgabel, die 40 mm Weg aufweist, fast schon MTB-Technik und kombiniert diese mit Carbon-Radsatz und breit abgestimmter Shimano-12-Gang-Schaltung. Auch eine absenkbare Sattelstütze ist an Bord. Diese Mischung sorgt für Selbstvertrauen auf anspruchsvollen Trails und erlaubt auch rennradmäßig hohes Tempo.

Dafür sorgen auch die leichten Carbon-Laufräder des französischen Spezialherstellers Mavic mit 42 mm tiefem Profil, die ebenso die Aerodynamik verbessern, wie sie durch die Eigendämpfung des Materials ein gewisses Komfort-Plus erbringen. Ihre 50 mm breiten Schwalbe-Reifen sind ebenfalls komfortabel und bieten auch auf lockerem Untergrund sicheren Halt und optimale Traktion.
Auch der Rahmen des BULLS verfügt über deutliche aerodynamische Ausprägungen; dazu ist er mit zahlreichen Montage-Optionen versehen, etwa den Gewindeeinsätzen unterm Oberrohr zur Befestigung eines Spannbandes oder einer Tasche. Vielseitiger geht es kaum, und damit ist das Machete ein typisches Trail-Gravelbike – und dank der in Rahmenfarbe lackierten Federgabel ein besonders schönes. Mit 3.999 Euro ist das Rad dabei nicht sehr teuer.
Cannondale Topstone Carbon1 Lefty AXS
Das Bike des US-Herstellers ist unverwechselbar mit seiner „Kingpin“-Hinterbaufederung, bei der Sitzrohr und Sitzstreben mit einem Drehgelenk verbunden sind. Damit sorgt das Chassis des Topstone für hohen Komfort – vor allem, wenn es wie beim Topstone Carbon 1 Lefty AXS mit der einzigartigen Lefty-Federgabel kombiniert wird. Mit 40 mm Federweg vorne und 30 mm hinten ist dieses Modell also schon fast ein Mini-Fully.

Cannondale hat sein Allround-Gravelbike jüngst aktualisiert und etwa um eine komplett integrierte Leitungsführung ergänzt; dazu ist das neue Modell mit UDH-Aufnahme auf die neuen Direct-mount-Schaltwerk ausgerichtet. Ein solches findet sich auch am Topstone Carbon1 Lefty AXS – natürlich kabellos, wie bei SRAM üblich, und auf die breit abgestimmte 10-52er Kassette zugeschnitten, die aus dem MTB-Segment stammt. Eher „Rennrad“ sind die Carbonlaufräder des Anbieters Reserve mit 40-mm-Profil vorne und 44 mm hinten, auf die Cannondale 44er Pneus von WTB montiert. Das Ergebnis ist ein schneller, leichter Radsatz für anspruchsvolle Strecken.
Am neuen Topstone gibt es ein Staufach im Unterrohr; dazu können Flaschenhalter und anderes Zubehör montiert werden. So kann das Rad durchaus auf langen Touren eingesetzt werden. In der gezeigten Variante ist das Cannondale mit 6.899 Euro eher hochpreisig; Modelle mit mechanischer Shimano 2×12-Schaltung und Starrgabel werden allerdings schon ab 3.299 Euro angeboten.

BULLS Trail Grinder
Mit dem Trail Grinder zieht BULLS alle Register: Am markanten Alu-Rahmen mit den zahlreichen Montagemöglichkeiten fällt erst einmal die hochwertige Suntour-Federgabel mit 40 mm Weg auf, die zusammen mit den 45-mm-Reifen viel Komfort bietet. Dazu gibt es eine Shimano GRX in der neuesten Ausführung mit zwölf Gängen, deren Kassette mit 10-45 Zähnen sehr breit, aber noch nicht MTB-mäßig aufgestellt ist.
Passend zur Federgabel verbaut BULLS eher breite Reifen – die 45er Schwalbe G-One Bite werden auf tubeless-taugliche Felgen montiert, können also ohne Schlauch gefahren werden und sind damit auch bei geringem Druck sehr pannensicher. Die von BULLS verbauten Standard-Laufradsätze sind im übrigen überraschend leicht.

Die Sitzhaltung auf dem Trail Grinder ist kompakt und aufrecht, womit sich das Rad auch als Alltags-Graveller eignet. Hier wie beim Touren-Einsatz kommen die zahlreichen Anbaumöglichkeiten für Träger, Schutzbleche uvm. zum Einsatz; außerdem lassen sich an den „MonkeyLink“-Steckplätzen spezielle Akkuleuchten befestigen, die verdreh- und klapperfrei halten und damit auch für den Dauereinsatz geeignet sind. Gelungen ist die Zug- und Leitungsführung bis zum Ende der Kettenstreben, die das Grinder sehr aufgeräumt erscheinen lässt.
Angesichts der hochwertigen Ausstattung überrascht der mit 1.999 Euro sehr günstige Preis des BULLS Trail Grinder. Wer einen soliden Offroader für Trail-Fahrten oder Touren mit Gepäck sucht, sollte sich dieses Gravelbike anschauen.
KTM X-Strada Prime
Der österreichische Hersteller hat mit dem X-Strada eine wandlungsfähige Plattform im Programm. Das Rad wird mit Starrgabel wie mit RockShox-Federgabel angeboten und deckt damit einen breiten Einsatzbereich ab: Während die starren Modelle mit aggressiver Sitzhaltung und steilem Lenkwinkel in Richtung Querfeldeinrad gehen und nach am Rennrad sind, sorgt die 40-mm-Gabel am KTM X-Strada Prime für einen deutlich flacheren Lenkwinkel und eine höhere Front, was Sitzkomfort und Sicherheit auf anspruchsvollen Trails verbessert.

KTM hat einen glattflächigen, leichten Carbonrahmen auf Lager, der sich in Sachen Montage-Optionen eher zurückhält und damit nicht unbedingt die Bikepacking-Fraktion anspricht. Der sportliche Charakter des X-Strada Prime offenbart sich auch in der Komplettierung mit kabelloser elektronischer SRAM Rival AXS, die schnell und präzise einen 10-44er Zwölffach-Kranz schaltet.
Die RockShox-Gabel in der „Ultimate XPLR“-Variante verfügt über einen Lockout, kann also blockiert werden und ist damit auf glatter Fahrbahn und im Wiegetritt völlig neutral. Die Gabel lässt bis zu 50 mm breite Reifen durch, der Hinterbau des Carbonrahmens 45 mm – damit ist man auch für sportliche Ritte durch schweres Gelände gut gerüstet.