Service
Profi-SetUp fürs Mountainbike
Von: Tim Böhme
Schritt 1: Federgabel & Dämpfer
Der Sag
Damit die Federelemente richtig arbeiten können, müssen diese auf Sie abgestimmt werden. Als Stellgröße dient dafür der Negativfederweg, der sogenannte Sag – dieser sollte beim Dämpfer in etwa 30 % und bei der Federgabel 20 % des gesamten Federwegs ausmachen. (Tipp zu Punkt 1 & 3: Herstellertabellen auf Websites bieten eine gute Orientierung für die Grundeinstellung)
Sag-Einstellung
- Setzten Sie sich in voller Montur auf Ihr Bike und lassen Sie das Federbein und die Gabel vorsichtig einsinken. Am besten holen Sie sich dafür Standhilfe von einer zweiten Person.
- Steigen Sie vorsichtig vom MTB und lesen Sie nun den Negativfederweg ab.
- Sollte dieser über oder unter 20 Prozent des gesamten zur Verfügung stehenden Federwegs bei der Federgabel oder 30 Prozent beim Dämpfer liegen, dann justieren Sie den Luftdruck mit einer Dämpferpumpe in kleinen Schritten nach.
Die Zugstufe
Neben dem Sag muss noch die Zugstufe auf die Bedürfnisse des Fahrers eingestellt werden. Die Zugstufendämpfung hat Auswirkungen auf das Ansprechverhalten und auf die Geschwindigkeit, mit der die Gabel oder der Dämpfer ausfedert. Ist diese zu gering (-), federt es zu schnell aus, ist sie zu hoch (+) wirkt die Dämpfung behäbig.
Dämpfer-Einstellung
- Drehen Sie den Dämpfer auf volle Zugstufe (+) und fahren Sie so einen kleinen Absatz hinunter.
- Verändern Sie nun die Zugstufe Klick für Klick in Richtung minus, bis der Dämpfer schnell ausfedert, aber nicht zu wippen beginnt.
- Fahren Sie nun ins Gelände und nehmen Sie dort noch eine Feinjustierung der Zugstufe vor, bis es sich stimmig anfühlt.
Federgabel-Einstellung
- Wie beim Dämpfer drehen Sie die Zugstufe wieder zu (+). Stellen Sie sich über Ihr Bike und drücken Sie die Federgabel mit dem ganzen Körpergewicht in Richtung Boden. Lassen Sie nun die Federgabel abrupt los und zurückfedern.
- Drehen Sie die Zugstufe Klick für Klick zurück (-) und wiederholen Sie diesen Vorgang, bis das Vorderrad kurz davor ist, vom Boden hochzuspringen.
- Nehmen Sie nun die Feinjustage wieder auf dem Trail vor, bis die Federgabel ein feinfühliges Ansprechverhalten hat.
Schritt 2: Das Cockpit
Der Lenker ist die Steuerzentrale Ihres E-Mountainbikes und sollte blind bedient werden können. Passen Sie alle Hebel so an, dass diese schnell zu finden sind und beim Fahren nicht stören. Optimieren Sie das Cockpit vor allem für die Abfahrt, da es hier besonders gefordert wird.
Bremshebel-Einstellung
Gehen Sie mit gebeugten Ellenbogen in eine Abfahrtposition. Nun sollten die am Bremshebel aufliegenden Zeigefinger eine Linie mit den Unterarmen bilden – besser noch, die Finger sollten ein paar Millimeter nach oben zeigen. Dabei liegt der Zeigefinger am äußeren Bereich des Hebels auf und der Druckpunkt ist nach ein paar Millimetern erreicht. Beim Durchziehen des Hebels sollte etwas mehr als ein Fingerbreit Abstand zwischen Hebel und Lenker sein.
Einstellung von Schalt-, Power- und Dropper-Post-Hebel
Je aufgeräumter ein Cockpit ist, desto leichter lässt es sich bedienen und Sie kommen mit den Hebeln blind zurecht. Setzen Sie alle Hebel in die Position, in der sie leicht zu erreichen sind, ohne dass Sie die Handposition verändern müssen.
Schritt 3: Der Luftdruck
Der Luftdruck ist ausschlaggebend für Grip, Komfort, Traktion, Bremskraft, Rollwiderstand, Stabilität und Defektanfälligkeit des Reifens. Den perfekten Luftdruck zu finden, ist schwer. Ähnlich wie bei der Dämpfer- und Federgabeleinstellung müssen Sie sich mithilfe von Richtwerten und Gefühl herantasten.
Der Richtwert
Reifen geben an der Seitenwand einen Richtwert an, mit wie viel Reifendruck mindestens und maximal gefahren werden soll. Je nach Gesamtgewicht von E-MTB und Fahrer plus Equipment variiert der optimale Reifendruck um 0,2 bis 0,3 bar. Je voluminöser ein Reifen ist, desto weniger Druck benötigt er für guten Grip und Pannensicherheit. Tubelessreifen können mit ungefähr 0,2 bar geringerem Luftdruck gefahren werden als konventionelle Reifen mit Schlauch.
Das Fahrgefühl
Alle Reifenrichtwerte wissen nicht, wie es um Ihr Fahrkönnen bestellt ist, wie die Geländebeschaffenheit aussieht und wie groß die Defektgefahr auf ihren Wegen ist. Deshalb sollten Sie den Reifendruck individuell an das Terrain anpassen – am besten durch Testen!
Schritt 4: Software-Update
Beim Software-Update sind Sie auf Ihren Fachhändler angewiesen und können dies nicht selbstständig daheim durchführen. Der regelmäßige Gang zum Händler für ein E-MTB Update lohnt sich aber allemal, denn die neu aufgespielte Software beseitigt nicht nur Systemfehler, sogenannte Bugs, Sie erweitern mit neuen Features Ihr Spielfeld. Neben Motoreigenschaften wie einem sensibleren Ansprechverhalten oder einem stärkeren Nachlauf bspw. beim Überwinden von Hindernissen, können auch persönliche Vorlieben wie die passende Schiebegeschwindigkeit eingespielt werden, wie auch Schaltempfehlungen oder Navigationsfunktionen.
Autor: Tim Böhme
Tim lebt den Radsport. Fast 20 Jahre als MTB-Profi unterwegs, zählte er zur Weltelite im Marathon Bereich, entwickelte mit BULLS Gravelbikes, forciert für den BDR Indoorcycling und testet E-Bikes. Der ehemalige Deutsche Meister bringt seit Jahren seine Erfahrung aufs Papier, seit 2019 auch als Chefredakteur von WE+Bike.