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„Nach dem Ansturm aufs Toilettenpapier sind jetzt Fahrräder gefragt.“ – Bike-Profi hilft beim Radverkauf.

„Nach dem Ansturm aufs Toilettenpapier sind jetzt Fahrräder gefragt.“ – Bike-Profi hilft beim Radverkauf.

Vor kurzem stand das Rad im Fachhandel noch besorgniserregend still. Der Lockdown zwang auch deutsche Radhändler die Verkaufsräume zu schließen. Doch seit 20. April hat sich die Lage, man mag fast sagen – dramatisch geändert. Es begann ein regelrechter Ansturm auf Fahrräder, wie man es davor nur vom Toilettenpapier kannte. Um die immense Nachfrage bedienen zu können, ist ein Schwarzwälder ZEG-Händler kreativ geworden und hat sich Verstärkung eines Mountainbike Profis geholt.

Das FahrradCenter SINGER  in Villingen-Schwenningen, mit Geschäftsführer Markus Blust, unterstützt seit Jahren den BULLS MTB Profi Simon Stiebjahn. Nicht nur bei kleineren Reparaturen am Race-Bike, sondern auch als Hauptsponsor des Wäldercups, einem MTB Event für Profi- und Hobbybiker unter der Leitung von Stiebjahn. Beide, dass muss man wissen, sind auch freundschaftlich verbunden. So kam es, dass Simon Stiebjahn aus Dankbarkeit der Zusammenarbeit, seine Hilfe, gleich welcher Art, angeboten hat. „Ich habe eigentlich nicht damit gerechnet, dass Simon auf sein Angebot eingeht. Das war mehr so salopp daher gesagt: Wenn du mal Hilfe im Laden brauchst, melde dich.“ Erinnert sich Markus Blust über das Angebot vom Mountainbike-Profi. Unterstützung war nun tatsächlich nötig, wegen der enormen Nachfrage von Fahrrädern, wurde jede helfende Hand dringend gebraucht. Für Stiebjahn war sein Angebot ein Ehrenwort und so unterstützt der gebürtige Schwarzwälder nun einmal pro Woche das Verkaufs-Team von FahrradCenter SINGER bei den sportiven Bikes. „Ich kann zu allen Bikes etwas sagen, die ich auch selber fahre, also: Mountainbikes, Rennräder, Gravelbikes, aber auch Kinderräder fallen in meinen Beratungsbereich. Bei E-Bikes muss ich passen, da reicht mein Wissen nicht aus, aber im sportiven Bereich ist eine große Nachfrage, da habe ich genug zu tun.“ So, Simon Stiebjahn über seinen Aufgabenbereich. „Als Mountainbike-Profi bringt Simon genug Wissen mit, um unsere Kunden fachmännisch zu beraten. Er kennt sich mit den Bikes super aus und hat einen großen, praktischen Erfahrungsschatz. Außerdem kann er gut mit Leuten umgehen und ist authentisch, was unsere Kunden zu schätzen wissen.“ Meint Simons temporärer Chef, Markus Blust.

Zufriedener Kunde, stolzer Verkäufer: „Es ist ein schönes Gefühl, wenn ein Kunde glücklich über seinen neuen Kauf ist.“ Simon Stiebjahn.

Ein Freundschaftsdienst

Stolz zählt Stiebjahn auf, wie viele Bikes er an den fünf Tagen, die er bei FahrradCenter SINGER bisher aushalf, verkauft hat. Man merkt ihm den Ehrgeiz des Profisportlers an, aber auch die Akribie und Sorgfalt. „Es bringt Markus ja nichts, wenn ich viele Räder verkaufe, aber die Kunden später unzufrieden sind.“ Stellt Simon Stiebjahns den Qualitätsanspruch seiner Arbeit dar. Und dass es ihm um zufriedene Kunden geht, sieht man, wenn man Simon Stiebjahn bei seiner etwas anderen Arbeit als üblich über die Schulter schaut. „Das FahrradCenter SINGER unterstützt uns beim Wäldercup von Anfang an und steht auch jetzt in der schwierigen Zeit als Rennveranstalter hinter uns. Da ist es für mich selbstverständlich, dass man sich gegenseitig so gut es geht hilft. Außerdem macht mir das auch richtig Spaß hier, das Team ist super und die Arbeit eine andere als auf dem Rad. So bekommt man auch einen besseren Bezug zu den Kunden, die unsere Race-Bikes ja auch fahren.“ Sagt Simon Stiebjahn über den unentgeltlichen Freundschaftsdienst beim FahrradCenter SINGER.

Simon Stiebjahn beim Beratungsgespräch nach der ersten Probefahrt.

Diesen kann er sich jetzt zeitlich leisten, denn Mountainbike Profi-Rennen sind noch nicht in Sicht. Momentan kann er nur trainieren oder online Rennen fahren. (Siehe Artikel: Was macht das Team BULLS in Corona Zeiten?) Wie lange Markus Blust diesen Freundschaftsdienst noch in Anspruch nehmen wird, ist unklar. „Ich denke, die große Nachfrage dauert noch ein paar Wochen, bis sie wieder ein normal hohes Niveau haben wird. Zurzeit möchten sehr viele ein Fahrrad kaufen: Das geht bei Kunden los, die seit über zehn Jahren kein Rad mehr gefahren sind und jetzt wieder beginnen wollen, von Pendlern, die vermehrt das Rad nutzen möchten oder Kunden, die gerne schon vor fünf Wochen in den Laden gekommen wären. Hinzu kommt die alljährlich große Nachfrage im Frühling.“ So Markus Blust, der damit wohl stellvertretend für die ganze Fahrradfachhandelsbranche spricht, die nun zu den Corona-Krisengewinnern zählt. „Mir kommt es so vor, als ob nach dem Ansturm aufs Toilettenpapier jetzt Fahrräder gefragt sind.“ schmunzelt Markus Blust.

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Sein normaler Arbeitsaltag:
Simon Stiebjahn in Rennaction beim Cape Epic 2019, das er als 4. Beenden konnte.

Wann es für Simon Stiebjahn mit dem Rennsport weitergehen wird, ist dagegen unklar, noch gibt es vonseiten des Weltradsportverbands UCI keinen offiziellen MTB-Rennkalender zum Re-start der Saison 2020. Und so lange, wird man den Bike-Profi wohl noch hin und wieder im Verkauf des Radladens antreffen können.

Das FahrradCenter SINGER Team, sechster von links: Markus Blust

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