Dank E-Unterstützung können auch ungleich trainierte Paare die schönsten Touren gemeinsam fahren – nun auch mit dem Gravelbike. Und dabei fährt sie ihm auch mal locker davon.
Es ist das leidige Thema: Der radsportlich versierte Partner will seiner besseren Hälfte seine Leidenschaft näherbringen, doch für den gelungenen Einstieg fehlen dieser die Grundvoraussetzungen – beispielsweise ausreichende Fitness. So wird aus dem hoffnungsfroh geplanten Ausflug ein Albtraum, da keiner die Tour so richtig genießen kann. Doch seit es E-Bikes gibt, ist damit Schluss: Durch die Power des E-Motors lässt der/die schwächere Partner/in den sportlichen Begleiter auch gerne mal stehen und kann ohne Probleme weitere Touren und lange Anstiege durchhalten.

Auf Schotter im Trend
E-Mountainbikes sind seit Jahren etabliert, doch nun hat die elektrische Unterstützung auch das Trend-Thema Gravelbike (von Gravel = Schotter) erreicht. Viele halten diese Art von Rädern bereits jetzt für das bessere Rennrad. Doch wo genau liegen die Besonderheiten? Auf den ersten Blick unterscheiden sich Rennrad und Gravelbike nur minimal; in erster Linie heben sie sich durch eine breitere, offroad-taugliche Bereifung mit Profil vom klassischen Straßenrenner ab. Dadurch ist es möglich, nicht nur wie mit dem Rennrad auf Asphalt, sondern auch auf Schotterstraßen und Naturstrecken unterwegs zu sein.
Aber neben den Reifen kommt es auch besonders auf die inneren Werte an. Gravelbikes sind meist mit einem komfortableren Rahmen und einer etwas entspannteren Geometrie ausgestattet, was für eine angenehme Sitzposition sorgt. Hinzu kommen robustere Komponenten und eine Schaltung mit größerem Übersetzungsumfang, wobei oft nur ein vorderes Kettenblatt verwendet wird. Komponentenhersteller Shimano hat mit seiner GRX jüngst als Erster eine Gravel-spezifische Schaltgruppe vorgestellt. Die Konkurrenz von SRAM vertraut auf Cyclocross-Komponenten, kombiniert mit Zahnkranzkassetten, die auch am Mountainbike verbaut werden.

Mega-Trend dank Mega-Spaß
So viel zur Technik – worin liegt nun die Begeisterung fürs Gravel-Bike? Warum erfreuen sich bereits so viele Radfahrer aller Leistungsklassen an den Schotter-Rennern und machen das Graveln zum Mega-Trend? Die ganz simple Antwort ist der Mega-Spaß. Der große Vorteil dieser Räder ist ihr breit gefächertes Einsatzgebiet. Denn durch die genannten Eigenschaften ist man nicht an asphaltierte Strecken gebunden, sondern kann auch mal einen Abstecher in den Wald und auf Feldwege wagen und die Natur so richtig genießen. Dies ermöglicht es natürlich auch ganz nebenbei, dem immer stärker werdenden Verkehr aus dem Weg zu gehen.
Doch alleine ist all das nur halb so schön. Um eine entspannte Gravel-Tour nun auch zweisam genießen zu können, greifen immer mehr Paare auf E-Unterstützung zurück, auch beim Gravelbike. Denn die speziellen Räder für den Schotter-Einsatz gibt es von vielen renommierten Herstellern auch als E-Variante. So wird es möglich, dass sportlich ungleiche Partner die schönsten Touren gemeinsam erleben können, ohne dass einer der beiden Kompromisse eingehen muss. Ganz im Gegenteil: Durch die immer besser werdenden Antriebssysteme und die hochwertigen Ausstattungspakete lässt Madame ihren Sportler auch gerne mal links liegen und kann so richtig Gas geben. Und dann zeigt sich, wer als erstes zur Brotzeit am Biergarten ist…

Schnell und weit mit Motor
Dank der E-Gravelbikes wird es den Paaren aber nicht nur ermöglicht, gleich schnell unterwegs zu sein – durch die beachtliche Reichweite der Modelle können sie auch tagesfüllende Touren mit ordentlich Höhenmetern unternehmen. So kann man auch eine 100-Kilometer-Tour ohne Angst in Angriff nehmen. Durch intelligente Ladesysteme und Extra-Akkus kann man diese Reichweiten sogar, wenn gewünscht, mehr als verdoppeln. So wird die nächste Ausfahrt garantiert zum unvergesslichen Erlebnis zu zweit.
Was für viele auf den ersten Blick etwas abschreckend erscheinen mag, ist die vom Rennrad inspirierte, sehr sportliche Form der Gravelbikes. Dennoch lässt sich bei genauerer Betrachtung feststellen, dass die Räder, insbesondere die E-Modelle, deutlich entspanntere Sitzpositionen aufweisen und sich durch ihren Aufbau angenehm ruhig steuern lassen. So werden an den hochwertigen E-Gravel-Modellen häufig nicht nur ergonomisch abgestimmte Anbauteile verbaut, sondern auch Federelemente, wie man sie vom Mountainbike gewohnt ist. So sorgt beispielsweise eine klassische Federgabel an der Front des E-Gravelbikes für ein erhebliches Plus an Komfort und macht die Fahrt noch angenehmer. Was aber noch viel wichtiger ist: Die Federung vermittelt Sicherheit und gibt dem ganzen System die nötige Ruhe mit auf den Weg.

Einzigartig zweisam
Wer sich nun fragt, warum man dann überhaupt ein E-Gravelbike anschaffen sollte und nicht gleich ein E-MTB, sollte folgendes bedenken: Die Gravelbikes zählen einfach zu den echten Allroundern, was nicht nur am geringeren Gewicht liegt, sondern auch daran, dass man mit ihnen neben den Schotterabschnitten auch auf Asphalt flott voran kommt, wenn man einfach mal Strecke machen möchte oder den asphaltierten Radweg nutzen will. Kurz: Wer gravelt, muss sich in keinster Weise festlegen und kann seine Touren mit dem Partner noch besser genießen – ein einzigartiges zweisames Erlebnis.
Das klassische Gravelbike
Bulls Grinder 3

Das sportliche Bike bietet Gravel-Technik pur: Die kompakte Rahmengeometrie sorgt dafür, dass der Sattel nicht höher als der Lenker steht; auch wenn die Bremsgriffhaltung erst einmal ungewohnt erscheinen sollte, vermittelt sie doch dank der kräftigen Scheibenbremsen viel Sicherheit. Die Shimano-GRX-Gruppe mit 1×11 Gängen lässt sich sehr komfortabel schalten, als kleinster Gang liegt sogar eine 1:1-Übersetzung vor. Optimal auf den Einsatzzweck abgestimmt sind die 40 mm breiten „Schwalbe G-One Allround“-Reifen: griffig und komfortabel auf Naturwegen, dabei mit etwas höherem Druck schnell und leichtfüßig auf Asphalt.
Der E-Graveler
Bulls Grinder Evo CX

Mit drehmomentstarkem Bosch-CX-Motor meistert das E-Gravelbike jede Fahrsituation souverän. Der integrierte Akku sorgt für eine elegante Erscheinung, die angenehme Sitzhaltung entspricht wie die Farbgebung der unmotorisierten Variante. Für maximalen Bedienungskomfort sorgt die elektronische 1×11-Schaltung der Shimano-GRX-Gruppe; die stoß- und vibrationsdämpfende Luftfedergabel vermittelt Sicherheit und erleichtert weniger versierten Piloten das Fahren im Gelände. Wird längere Zeit auf der Straße gefahren, lässt sie sich mit einem Handgriff blockieren.
Mehr zu den BULLS Gravelbikes
Bilder: Michael Faiß
Dieser Artikel erschien zuerst in der WE+Bike, hier umsonst runterladen!
Marcus Degen ist Gründer des deutschen Radsportmagazins Procycling und war für neun Jahre dessen Chefredakteur. Während dieser Zeit gründete er als Herausgeber auch die Magazine Fahrrad News und World of Mountainbiking. Er hat Physik und Ingenieurwesen in München studiert und war in den späten Achtzigern und Neunzigern als Radamateur und Triathlet aktiv. Anfang 2013 rief er das digitale Fahrrad-Magazin Velomotion ins Leben.